Das Rotkehlchen im Fahrradhelm

Kennt ihr den Begriff „Kulturfolger“? Damit bezeichnet man Tiere oder Pflanzen, die aufgrund landschaftverändernder Maßnahmen Vorteile erlangen und deshalb dem Menschen in seine Kulturlandschaft (Forste, Äcker, Wiesen, Verkehrswege, Siedlungen, Behausungen) folgen.

Dass sich Rotkehlchen in unserer Tiefgarage aufgrund der vielen Spinnen in den dunklen Ecken wohl zu fühlen scheinen, haben wir in den letzten Jahren schon öfter beobachtet. Aber dass sich dieses Jahr ein Rotkehlchen ausgerechnet einen Fahrradhelm, der sehr präsent im Fahrradkeller hing, als Brutstätte ausgesucht hat, hat uns dann doch überrascht.

Völlig unbeeindruckt von unseren neugierigen Blicken saß die Rotkehlchen-Dame ab Ende April auf ihrem Gelege von 6 Eiern und brütete geduldig und am 28. April schlüpften auch erfreulicherweise Küken, die uns hungrig ihre Schnäbel entgegen streckten, wenn Mama und Papa unterwegs nach neuer Nahrung waren.

Leider hat sich die Anzahl der Küken schnell von Tag zu Tag dezimiert, da das Nahrungsangebot wohl nicht groß genug für den ganzen Nachwuchs war. Eines nach dem anderen verschwand aus dem Nest, ohne dass auf dem Boden tote Küken zu sehen gewesen wären. Üblicherweise entfernen Vogel-Eltern verstorbene Küken schnell aus dem Nest und legen sie in sicherer Entfernung ab, um die verbleibende Brut nicht zu gefährden.

Am 03. Mai waren noch zwei Küken übrig. An diesen konnte man nun schon deutlich Federn erkennen und sie waren auch ordentlich agil im Nest unterwegs. Wir hofften, dass nun diese beiden wenigstens überleben werden, aber am nächsten Tag war nur noch ein Küken zu sehen. Der kleine Kerl saß nun etwas griesgrämig schon mit offenen Augen im Nest und wartete sehnsüchtig auf die Rückkehr der Eltern. Bemerkenswert ist, dass sich das Gefieder des Jungtieres gewaltig vom Gefieder eines Rotkehlchens unterscheidet. Von der roten Färbung ist noch überhaupt nichts zu sehen.

Am 09. Mai hat das Küken wohl entschieden, dass es Zeit ist, das Nest zu verlassen und wurde auf dem Boden des Fahrradkellers gesehen. Laut Lehrbuch dauert die Brutzeit eigentlich 14 Tage.

Wir hoffen sehr, dass es erfolgreich flügge geworden ist und nicht der nächsten Katze zum Opfer gefallen ist.

Wir sind dankbar für dieses kleine Natur-Erlebnis in unserem Zuhause! 🙂

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